Das Land fällt ins Chaos, denn die Mondgöttin ist verschwunden. Als einer von sieben unterschiedlichen Helden sollt ihr nun herausfinden, was mit ihr geschehen ist. Auf eurem Weg bereist ihr diverse Landschaften, bekämpft fiese Monster, begegnet anderen Figuren und trefft wichtige Entscheidungen, um die Entwicklung eures Charakters zu beeinflussen. All das wird garniert mit einer alles andere als optimalen technischen Umsetzung auf die Nintendo Switch.
Wie würdet ihr euch entscheiden? Und keine Angst, ihr könnt auch die deutsche Sprache einstellen.
Doch fangen wir am Anfang an: Ihr habt zu Beginn nur die Wahl zwischen der Zauberklinge, einem Nahkämpfer, der auf Fernkampf spezialisierten Ritualistin, dem Gestaltwandler-Druiden und der Hexe. Das Besondere in dieser Hinsicht an Moon Hunters ist, dass sich die Klassen auch tatsächlich unterschiedlich spielen. So haltet ihr die Gegner mit der Ritualistin mithilfe eines schwarzen Lochs fest, um sie mit Energiegeschossen einzudecken. Mit der Zauberklinge wiederum geht es direkt ins Gefecht und ihr müsst euch auf das Zusammenspiel aus Angriffen und Ausweichen verlassen. So richtig interessant werden jedoch erst die auf Freischaltung wartenden Klassen, derer es drei gibt. Sie haben besondere Fähigkeiten und verlangen noch einmal andere Taktiken von euch ab. Ich werde jedoch nicht weiter auf sie eingehen, ihr solltet sie schon selbst entdecken.
Die Kämpfe an sich finden in Echtzeit statt und sind mit nur drei Knöpfen leicht erlernt. So schlagt ihr zu, setzt eure Spezialfähigkeit ein oder weicht Feinden und Attacken aus, mehr braucht es nicht. Das funktioniert tadellos, und schnell werdet ihr auch mit größeren Gruppen von Monstern fertig. Auf was für Feinde ihr trefft, hängt mit dem Gebiet zusammen, das ihr betreten habt. An jedem Morgen habt ihr nämlich die Wahl, welches angrenzende Territorium ihr besuchen wollt. Anfangs sind es beispielsweise Wälder oder bergige Landschaften, später kommen mit Schnee und Eis bedeckte Gegenden hinzu. Doch wohin müsst ihr? Das ist euch überlassen.
Habt ihr nach dem ersten kurzen Einstiegslevel euer Heimatdorf betreten (für das ihr euch neben der Klasse ebenfalls zu Beginn entscheidet), nimmt die Geschichte ihren Lauf und ihr sollt eine Weise finden, die mehr über den Verbleib der Mondgöttin wissen könnte. Wo sie sich befindet, wisst ihr nicht. Ich habe sie übrigens bisher nicht gefunden und weiß daher nicht, ob sie tatsächlich existiert und man damit die Geschichte „umschreiben“ könnte. Denn diese steht wohl fest: Ihr sollt in vier Tagen dem Sonnengott geopfert werden, wie euch dessen Anhänger berichtet. Im Prinzip geht es nun darum, auf der Weltkarte die gewünschten Gebiete auszusuchen, darin zu kämpfen und die Opale für dringend benötigte Fähigkeiten-Verbesserungen zu sammeln. Doch Achtung: Ihr könnt nur drei Gegenden untersuchen, am nächsten Tag erwartet euch bereits der Endkampf.
Wie wird man sich an euch erinnern?
Um euch die Entscheidung zu vereinfachen, wo ihr als nächstes hingehen solltet, wird euch genau beschrieben, was ihr dort findet. Bei Händlern beispielsweise verbessert ihr eure Angriffe etc., also sind Gebiete mit ihnen anzuraten. Woanders könnt ihr Fische finden, sodass diese anschließend im Nachtlager zum Kochen zur Verfügung stehen. Die Hexe Baba Jaga könnte euch helfen oder ihr betretet gezielt ein Level mit einem Geistertor darin. Es hilft auch, sich vorher auf der Karte umzusehen. Befindet sich ein Hafen oder eine andere Stadt nicht zu weit entfernt, könnt ihr euch auch darauf zubewegen. Das Betreten solcher Gegenden kostet euch nämlich keinen Tag und ihr könnt danach immer noch weiterziehen. Zum einen findet ihr in Städten ebenfalls Händler, aber ihr werdet auch dort auf Entscheidungsmöglichkeiten treffen.
Und diese spielen neben den Kämpfen und dem Kampfsystem die Hauptrolle in Moon Hunters. Nicht umsonst heißt es im Trailer: „How will you be remembered?“ Auf Deutsch: „Wie wird man sich an dich erinnern?“ Immer wieder stoßt ihr daher auf Situationen, Personen oder besondere Orte, die eine Entscheidung von euch abverlangen. Diese werden zufällig verteilt, sodass ihr erst wisst, was euch erwartet, wenn es so weit ist. Ein paar Beispiele: Ihr trefft auf eine junge Frau, die friedlich neben einer Blume sitzt. Nun könnt ihr euch danebensetzen und meditieren. Oder ihr zertrampelt die Blume. Soll ein Huhn mit einem Mondmal getötet oder am Leben gelassen werden? An wen sollte sich ein betrogener Ehemann zuerst wenden: An die betrügende Ehefrau oder den besten Freund, der die Affäre eingeleitet hat? Sprecht ihr einem müden Wanderer Mut aus oder verspottet ihr ihn, weil er außer Puste ist? Trainiert ihr unter diesem schönen Baum oder ruht ihr euch aus?
Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab und machen Laune. Auch mit Mitspielern.
Ganz egal, wie ihr euch entscheidet, die Konsequenz besteht aus Verbesserungen eurer Charakterwerte wie Stärke, Intelligenz oder Glaube und meistens auch aus einem Attribut wie Rachsüchtig, Geduldig oder Verführerisch. Über die Charakterwerte wird euer Kämpfer bzw. eure Kämpferin selbstverständlich stärker, die Attribute jedoch können an diversen Stellen helfen. So kann nur ein tölpelhafter Charakter in Obst beißen, das so schön auf einer Steinbank angerichtet wurde. Doch Überraschung: Das Obst ist ebenfalls aus Stein und ihr beißt euch einen Zahn aus. Dies resultiert jedoch in weiteren Intelligenz-Punkten, denn ihr habt nun gelernt, dass man nicht in Steinobst beißen sollte. Außerdem werden aus diversen Entscheidungen und den gewichtigsten Attributen am Ende Legenden um euren Charakter gewoben.
Das kann dann so klingen: „Der Appetit von Heduanna war so groß, dass sie einmal versuchte, steinernes Obst zu essen.“ Mit einem weiblichen Charakter habe ich versucht, voll auf Verführung zu gehen, was mir auch gelang. Daher wurde ihr schönes Antlitz später als erstes auf issarische Münzen geprägt. Ihr gelang es außerdem, die Lippen des schönsten Mannes der Welt zu küssen und sie machte auch vor Geistern nicht halt, ihre Reize einzusetzen. Wenn es schlussendlich aufgeht, was man sich für den jeweiligen Charakter ausgedacht hat, macht das Durchlesen dieser Legenden richtig Spaß. Doch leider klappt das in Moon Hunters nur selten, da die auftauchenden Ereignisse und Entscheidungen zufällig geschehen. Es ist auch nicht immer klar, was das Ergebnis einer Wahl sein wird. Warum beispielsweise das Erzählen der Wahrheit dazu führt, dass die Listigkeit steigt, habe ich nicht nachvollziehen können. Man könnte es aber auch so betrachten: Es ist spannend zu sehen, was für ein Held ihr am Ende geworden seid, wenn ihr euch bei Wahlmöglichkeiten auf euren Instinkt verlassen habt.
Da ihr mit jedem neuen Durchlauf am quasi selben Punkt startet, nämlich dem Verschwinden der Mondgöttin und der Nachricht, dass ihr geopfert werden sollt, haben eure Entscheidungen nur auf das gerade stattfindende Spiel Auswirkungen sowie die Legenden, die ihr euch nachträglich durchlesen könnt, jedoch nicht auf spätere Durchläufe. Habt ihr einer gewissen Anzahl von Helden den Sieg über den viel zu einfachen Endgegner der Geschichte gebracht, schaltet ihr den richtigen Endboss frei. Dieser ist etwas knackiger, aber hauptsächlich nur, weil viel mehr Feinde als sonst auf euch losgehen. Für diesen Kampf sucht ihr euch einen der durchgespielten Helden aus, die mit ihren entsprechenden Werten und Verbesserungen antreten. Es ist also zu empfehlen, die einzelnen Figuren gezielt in eine Richtung zu entwickeln. Habt ihr den Bösewicht bezwungen, gibt es das richtige Ende zu sehen.
Trefft ihr Entscheidungen spontan oder denkt ihr über sie nach?
Aber Moment mal, wie sollt ihr denn einen Charakter in eine Richtung bringen, wenn die entsprechenden Entscheidungsmöglichkeiten zufällig in den Gebieten auftreten? Ganz einfach: Jeden Abend zieht ihr euch in euer Lager zurück und könnt dort einer Tätigkeit nachgehen. Zum Beispiel jagen, schlafen oder die Sterne betrachten. Die Werte, die durch diese Tätigkeiten verbessert werden, stehen fest, die Höhe der Verbesserung ist dann jedoch wieder dem Zufall überlassen. Es können aber auch im Camp Dinge passieren, beispielsweise weckt euch ein Sturm aus dem Schlaf. Ihr könnt nun weiterschlafen oder nach dem Rechten sehen. Auch hier strickt ihr an eurer Legende. Im Nachtlager könnt ihr außerdem kochen, wenn ihr die passenden Zutaten gefunden habt. Die Gerichte verbessern ebenfalls eure Werte, doch müsstet ihr hier schon gezielt wissen, was sie tun, also ist ausprobieren angesagt. 104 verschiedene Rezepte gibt es zu entdecken.
Was soll euer Held machen? Eure Entscheidung hat Auswirkungen auf eure Charakterwerte.
Das Kochen ist aber vor allem dann angesagt, wenn ihr mit weiteren Mitspielern spielt. Während die Verbesserungen für die anderen Tätigkeiten nämlich nur dem entsprechenden Charakter gutgeschrieben werden, zählen die der gekochten Gerichte für alle. Bei Entscheidungen hat dann auch jeder Spieler eine Stimme und es passiert das, was die Mehrheit gewählt hat. Die gefundenen Opale müssen auch nicht aufgeteilt werden, denn jeder hat dieselbe Menge von ihnen zur Verfügung, um beim Händler einzukaufen. Insgesamt macht Moon Hunters auch gemeinsam Spaß, doch wird es so noch einfacher. Schon ein Kämpfer allein kann übermächtig sein, wenn ihr alle Fähigkeiten aufgepowert habt, aber vier von ihnen? Da hat auch die größte Übermacht an Feinden keine Chance.
Am Gameplay gibt es also nicht viel auszusetzen, wenn man sich klarmacht, dass man eben nicht die eine, mehrere Figuren umspannende, epische Geschichte spielt, sondern „nur“ immer wieder dieselbe, um am Ende einen individuellen und anderen Helden zu haben. Der Zufall, was die Gebiete und Geschehnisse angeht, macht jeden neuen Durchgang spannend und spaßig. Doch leider ist nicht alles Gold, was glänzt, denn Moon Hunters krankt an der technischen Umsetzung. Mit den teilweise fast zwei Minuten dauernden Ladezeiten könnte ich ja noch leben, aber innerhalb der Level treten immer wieder Hänger auf. Dann steht das Bild kurz, bis es wieder weitergeht. Das passiert sowohl im Handheld-Modus als auch, wenn ihr die Nintendo Switch im Dock betreibt. Handelt es sich beim reinen Erkunden nur um ein Ärgernis, gehen diese Bildhänger in Kämpfen ziemlich auf die Nerven, da ihr dann Treffer einsteckt, für die ihr gar nichts könnt.
Es kann auch – zugegebenermaßen selten – vorkommen, dass ihr ein Level startet und es für ein paar Minuten im Dauerruckeln versinkt. Dann wird das Spielen zur Qual. Außerdem ist mir das Spiel zweimal abgestürzt, sodass ich jeweils ein komplettes Gebiet wiederholen musste. Der kurioseste Fehler: Ich gelange aus der Endsequenz zurück ins Menü, in dem ihr als Seele unter anderem die Legenden eurer Charaktere nachlesen, aber auch nachschauen könnt, was ihr bereits freigeschaltet habt. Doch all die Objekte waren verschwunden und anstatt auf die vorgegebenen Wege festgesetzt zu sein, konnte ich komplett frei herumschweben. Ich bin dann immer weiter nach unten, sodass ich außerhalb des texturierten Bereichs durch die Schwärze flog. Ich hatte alle Grenzen gesprengt! Ein Neustart des Spiels brachte dann wieder alles in Ordnung.